Frankfurter Buchmesse – hin und zurück
Eine Reisegeschichte
Das erste Mal besuchte ich die Frankfurter Buchmesse im Jahr 2019. Damals ging es auf Promo-Tour für meinen Roman „Das Geheimnis von Lorraine“. Jahre der Anstrengung und Entbehrung liegen hinter uns und in diesem Jahr hieß es dann wieder Koffer packen. Promo-Tour für „Die Schwestern der Tuchfabrik“.
Es hätte alles so einfach sein können, aber das wissen wir ja schon. Hätte der Fuchs nicht…, dann hätte er den Hasen… und so weiter.
Nun, mein Plan stand sicher bis Freitagabend etwa 22.00 Uhr Ortszeit. Sowohl Messe- als auch Zugticket hatte ich vor Ewigkeiten online gekauft. Der Koffer war gepackt, alle Werbematerialien hatte ich zusammengestellt und das Handy hing brav am Ladekabel, um Energie für den nächsten Tag zu tanken. Da plötzlich durchdrang ein einfacher, leiser Summton die Stille. Das Display leuchtete auf und mir sprangen zwei Worte entgegen. „Verbindung entfällt!“ Mein Zug würde nicht fahren.
Oh, nein! Das durfte doch nicht wahr sein. Genervt und erleichtert zugleich, die Nachricht erreichte mich immerhin, als ich noch Zeit hatte umzudisponieren, fuhr ich den Rechner wieder hoch und kümmerte mich um eine Ersatzverbindung.
Mittlerweile stand auch fest, dass der Regionalzug nach Köln nicht mehr regulär fuhr, sondern ich auf den Schienenersatzverkehr-Bus ausweichen musste. Das brachte mir gleich noch eine halbe Stunde extra Fahrtzeit ein.
Aber hey, glücklich sind ja bekanntlich diejenigen, die sich nicht über Dinge aufregen, die einfach nicht zu ändern sind. Deshalb ging ich einigermaßen beruhigt ins Bett, nachdem ich mir erfolgreich einen Sitzplatz in einem anderen Zug gebucht hatte.
Samstag früh, aufstehen, Lunchpaket, eine Runde mit dem Hund, Schnellcheck bei den Hühnern, Rucksack aufgesetzt, auf zum Bahnhof, erfolgreich mit dem SEV nach Köln zum Hauptbahnhof, mit Sack und Pack in die S-Bahn zum Bahnhof Deutz und dort endlich in den Alternativzug Richtung Frankfurt. Erleichtert, dass ich alles geschafft hatte, konnte ich mich in der nächsten Stunde erholen und mich auf die Buchmesse einstimmen. Etwas später als ursprünglich geplant betrat ich dann auch mit vielen anderen zusammen das Messegelände. Tausende tummelten sich und alle teilten die gleiche Leidenschaft. BÜCHER.
Als Landesvorsitzende des Verbands der deutschen Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Nordrhein-Westfalen (www.vs-nrw.de) führte mich mein Weg selbstverständlich auch zum Messestand K73 in Halle 3.1. Hier fand ich den VS (https://kunst-kultur.verdi.de/literatur/vs) gemeinsam mit dem PEN und traf auch die Bundesvorsitzende unseres Berufsverbands Lena Falkenhagen. Sie war bereits in den letzten Tagen vor Ort gewesen und wusste viel zu berichten. Außerdem tauschten wir uns über Organisatorisches und künftige Projekte aus.
Später traf ich mich mit Alex vom Verlag (www.digitalpublishers.de). Es war ein gemütliches Plauderstündchen. Wir saßen zusammen, konnten kurz unsere Füße ausruhen, sprachen natürlich über mein aktuelles Buch und weitere Werbemaßnahmen. Ich verteilte meine Leseproben und durchkämmte – im Schneckentempo – die Hallen 3.1 und 3.0, denn es war einfach voll. Zwischenzeitlich wurden sogar die Ein- und Ausgänge vom Sicherheitsdienst reguliert.
Allmählich regte sich das Bedürfnis nach Essen, also machte ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Plätzchen. Auf dem Freigelände gab es neben Bühnen und Veranstaltungspavillons auch verschiedene Imbiss-Stände. Doch an einen Sitzplatz war nicht zu denken. Deshalb verzog ich mich wieder hinein und suchte eines der Messerestaurants auf. Eine gute Idee. Neben Pasta und Pilzen gab es auch einen frischen Salat und vor allem Tisch und Stuhl. Auch wenn die Portion recht klein ausfiel, war mir fürs erste geholfen und lecker war das Essen auch.
Nachdem ich noch weitere Verlage besucht hatte und mich auch bei den internationalen Ausstellern umgesehen hatte, beschloss ich, dass ich genug Messe für diesen Tag hatte. Mein Zug nach Hause fuhr erst halb sieben und deshalb überlegte ich, mir ein nettes Plätzchen in der Frankfurter Innenstadt zu suchen, wo ich mich hinsetzen, Kaffee trinken und mir die Zeit vertreiben konnte.
Ich strandete in einer Australian Sportsbar, hatte mich gerade eingefühlt und bestellt, als ich die nächste unangenehme Mitteilung auf dem Telefon las. „Verbindung entfällt!“ Mein Rückzug also auch.
Ich aß, trank und machte mich zügig zurück auf den Weg zum Hauptbahnhof. Ich hatte mir den nächsten Zug herausgesucht, der nach Köln fuhr. Warum noch länger warten?
Dort angekommen, die aufmerksame Leserschaft ahnt es schon, erfuhr ich, dass der „Zug entfällt“. So verhielt es sich auch mit dem zweiten und dritten. Allmählich wurde es voller im Bahnhof. Ich fühlte mich an die Buchmesse erinnert und die Leute wurden verständlicherweise nervös.
Mittlerweile hatte die Bahn-App verraten, dass die Fahrplanänderungen auf einen notärztlichen Einsatz auf der Strecke zurückzuführen waren.
Die nächsten Züge von Frankfurt Hauptbahnhof nach Köln wurden ebenfalls gestrichen. Die App verriet aber, dass die Weiterreise vom Bahnhof Frankfurt Flughafen möglich wäre. Also auf in die S-Bahn und ab zum Flughafen. Auf dem Weg zum Flughafen traf ich Helen. Sie hatte das gleiche Heimreiseproblem ereilt. Helen war auch auf der Buchmesse gewesen und wir nutzten den Weg zum Bahnsteig, um uns auszutauschen und besser kennenzulernen. Die Überraschung auf beiden Seiten war groß, als sich herausstellte, dass Helen Buchbloggerin ist, ich zur schreibenden Zunft gehöre (Für mich war das natürlich keine Überraschung. 😊), und wir gemeinsame Bekannte in der Branche haben. Ich sage es immer wieder. Die Welt ist ein Dorf.
Instagram sei Dank waren Helen und ich auch mit wenigen Klicks vernetzt. Sie ist übrigens die Helen, die den Buchclub „Mädels, die lesen.“ ins Leben gerufen. (https://maedelsdielesen.de/ )
Nachdem dann aber der für Frankfurt Flughafen angekündigte ICE sich ebenfalls immer mehr verspätete und schließlich, wie soll es anders sein, ausfiel und selbiges auch für die nachfolgenden Züge galt, trennten sich unsere Wege wieder. Helen plante ihre Heimreise ohne Zug und ich versuchte mein Glück im nächsten ICE nach Amsterdam. Er sollte nonstop von Frankfurt nach Köln durchfahren, die Reisenden Richtung Bonn stöhnten auf, denn ihr Halt entfiel.
Trotzdem war die Reise mit diesem Zug heißbegehrt. Sehr, sehr viel mehr Reisende als Sitzplätze gab es im Zug und so saßen viele von uns erstklassig auf dem Fußboden der 1. Klasse. Neben mir zwei junge Frauen auf dem Weg nach Duisburg. Da der Zug nicht die Schnellstrecke nehmen, sondern über eine Umleitung nach Köln fahren musste, dauerte die Fahrt ein paar Stunden länger und wir kamen ins Gespräch. Die beiden waren auch auf der Rückreise von der Buchmesse und hatten neben ein paar echt schönen Farbschnitten auch ein Autogramm von Sebastian Fitzek im Gepäck.
Unsere Zugführerin hatte dann doch noch eine kleine Annehmlichkeit für die Mitfahrenden, die nach Bonn reisten. Es gab einen kurzen Zwischenstopp am Mini-Bahnhof Bonn Beuel, für den der ICE zu lang war und weshalb der letzte Wagon, unserer, außerhalb des Bahnsteigs hielt.
Noch ein paar Stunden verbrachte ich mit der Anreise in Köln, dem Umstieg in den Schienenersatzverkehr von dort aus wieder in die Regionalbahn und die letzten Meter nach Hause. Es war ein ereignisreicher, eindrucksvoller und sehr langer Tag voller Gespräche, neuer Menschen und vielen tollen Büchern. Buchmesse eben.
Nebenbei bemerkt. Der Termin für die Leipziger Buchmesse ist notiert. 21. – 24. März. Sehen wir uns?