Trip mit Tropf
Spektakulärer Comic-Roman von Josephine Mark (Kibitz Verlag)
Ich muss gestehen, dass ich in meinem Leben vergleichsweise wenig Comic-Romane gelesen habe. Ich dachte immer, dass ich nicht der Typ dafür sei. Das Verhältnis der bebilderten Seiten zum Text schien mir immer sehr unausgewogen. Aber Zeiten ändern sich und Comic-Romane erobern die Kinderzimmer. Was uns zurück zu diesem Buch bringt, welches eben genau das Potential hat, viele Herzen zu erobern. Es ist der beste Comic-Roman, den ich bisher gelesen habe.
Die gebundene Ausgabe ist recht schwer, was sich durch hundertachtzig Seiten aus stabilem Papier erklärt. Die Bilder sind farbig und strukturiert gegliedert, die Anordnung der Sprechblasen ist so gewählt, dass sich der Geschichte leicht folgen lässt. Der Stil der Zeichnungen ist modern und wild, dennoch konsequent und klar. Wild. Genauso muss es sein, denn schließlich handelt es sich hier um einen Roadtrip. Es geht auf eine rasante und gefährliche Reise. Wir begleiten einen Wolf und ein krankes Kaninchen, das Raubtier und seine Beute, aneinandergebunden, durch ein ungeschriebenes Wolfsgesetz.
Die Story beginnt im Waldkrankenhaus und damit, dass das Kaninchen dem Wolf das Leben rettet, ungewollt, zufällig, denn das arme Ding hat seine eigenen Sorgen. Es blickt einer monatelangen, intensiven medizinischen Behandlung entgegen. Als die Flucht aus dem Waldkrankenhaus nicht zu vermeiden ist, hält sich der Wolf an den Kodex und übernimmt die Verantwortung für seinen schwerkranken Lebensretter.
Aus Raubtier und Beute werden Weggefährten, die spektakuläre Abenteuer erleben, immer begleitet vom Tropf und der Fürsorge des Wolfs, denn er kümmert sich darum, dass der Medikamentenplan eingehalten wird. Und schließlich werden aus Weggefährten Freunde, die einander gernhaben und sich vermissen, die in dieser Freundschaft über sich hinauswachsen. „Trip mit Tropf“ ist eine rasante, extrem witzige und sehr emotionale Geschichte. Ein Genuss für alle, die Spaß an Geschichten haben, auch wenn ihnen das Lesen nicht so leichtfällt. Die fünf Kapitel sind gut eingeteilt. Dem Verlauf der Story lässt sich gut folgen. Meine klare Leseempfehlung gilt für alle Kinder ab 10 Jahre und auch für Erwachsene.
Klappentext: „Das ist doch jetzt alles nicht wahr!“ Was das Schicksal ihm da untergejubelt hat, ist selbst für den lässigsten Wolf eine Zumutung: Weil es ihm versehentlich das Leben gerettet hat, hat er plötzlich ein… Kaninchen am Hals. Kaninchen! Die verputzt man und gut! Wäre da nicht der Wolfskodex, der ihn verpflichtet, nun seinerseits für das Wohlergehen des kleinen Nagers zu sorgen. Von Zumutungen kann das Kaninchen ein Lied singen, schließlich schleppt es einen lästigen Tropf und einen meterlangen Medikamentenplan durchs Leben. Diese Infusionen, die ständige Übelkeit. Und jetzt auch noch ein Wolf! Wölfe! Die verputzen einen und aus! Aber dieser Wolf ist so… anders. Und, das muss man ihm lassen, er weiß, wo‘s langgeht. Josephine Mark schickt ihre ungewöhnliche Schicksalsgemeinschaft auf einen rasanten Roadtrip mit allem, was dazu gehört: schießwütige Jäger, billige Motels, Bären, gefrierende Infusionsbeutel. Und die große Frage, ob es wirklich nur der Wolfskodex ist, der sie aneinanderbindet.“