Krummer Hund
Das Jugendbuch „Krummer Hund“ von Juliane Pickel, erschienen im BELTZ & Gelberg Verlag wurde meiner Meinung nach zurecht mehrfach ausgezeichnet.
- Kinderbuchpreis Luchs des Jahres 2021
- Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2022
Klappentext:
„Der 15-jährige Daniel ist vor allem eins: wütend. Sein Vater ist weg, seine Mutter schleppt einen Liebhaber nach dem anderen an. Als Resultat erleidet Daniel unkontrollierbare Wutausbrüche. Nun hat sie wieder einen Freund, den Doc. Der Mann, der seinen Hund eingeschläfert hat. Aber den er trotzdem liebgewinnt. Doch dann geschieht ein tödlicher Unfall. Bei der Suche nach dem Schuldigen verändert sich für Daniel alles, auch das Verhältnis zu seinem besten Freund Edgar und zu der sadistischen Klassenschönheit Alina. Kann Daniel seinen Erinnerungen an diese Nacht glauben? Oder spiegeln sie nur wider, was er gerne hätte?“
Der Titel als oranger Schriftzug fällt sofort ins Auge. Auf den zweiten Blick zeichnen sich in dezenten Blautönen die Gestalt eines Teenagers und blattlose Bäume ab. Um den Nacken gelegt trägt der Junge eine orangefarbene Hundeleine und blickt in den Nachthimmel. Schneeflocken legen sich auf sein Gesicht. Meiner Meinung nach eine ausgesprochen gelungene und zur Story passende Covergestaltung.
Es geht um Daniel, dessen Vater fort ist und dessen Mutter von einer aussichtslosen Beziehung in die nächste stolpert. Er ist ein fünfzehnjähriger Junge, für den sein Hund die scheinbar einzige verlässliche Konstante in seinem Familienleben war und ausgerechnet der neue Typ seiner Mutter, der Doc, schläfert ihn ein.
Daniel ist nicht zimperlich mit sich und auch nicht mit seiner Umwelt. Die Autorin nimmt für ihn kein Blatt vor den Mund. Das macht die Geschichte in meinen Augen so dramatisch, nah und authentisch. Daniel spürt die Wut in sich aufsteigen, bis sie sich mit brachialer Gewalt entlädt, mit jedem Mal heftiger, unkontrolliert und das macht ihm Angst. Manchmal erscheint ihm sein Vater. Nur Daniel kann ihn sehen und dann reden sie.
Es geht in diesem Roman nicht um den klassischen Antihelden. Daniel schleppt unerfüllte Hoffnungen, verwirrende Gefühle und Ängste mit sich herum. Es dauert, bis er versteht, dass auch andere Menschen diesen Ballast mit sich tragen. Nicht den gleichen, aber ebenfalls Ballast. Die ätzende Alina in seiner Klasse und auch sein bester Freund Edgar tragen Geheimnisse mit sich herum. Gefühle von den sie glauben, sie mit niemandem teilen zu können.
Die Autorin schafft es, jugendliche Verzweiflung, Angst vor dem Vertrauen und vor dem eigenen Versagen nachvollziehbar, fühlbar zu machen. Sie zeigt auf, dass Vertrauen harte Arbeit und einen langen Weg bedeuten kann, den es sich lohnt zu gehen. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung, gern auch an die Erwachsenen.
Empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren